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Wie der ganze Häkelwahnsinn begann

Zuerst war das Stricken. Stricken, das ist so eine Sache bei mir – es macht Spaß, es geht schnell, ABER: Ich bin nie über den Punkt hinausgekommen, an dem man mehr kann als simple Schals. Und die Hände schlafen dabei immer so ein! Deshalb musste ich mir einen anderen Zeitvertrieb suchen als Stricken als ich mir das Band gerissen habe, damals, am 18. April 2016 in einem Dortmunder Park. Ja, das klingt sehr pathetisch, aber dieses Datum ist von besonderer Wichtigkeit! Das ist der Tag an dem das Häkeln quasi in mein Leben hineingeboren wurde. Und das, meine Lieben, war ein ganz besonderer Tag und er sollte alles verändern.

Aber von vorne. Kurz vor jenem Tag war ich mit meinem damaligen Partner in der Stadt und in einer Deko-Kette habe ich ein Häkelset für schnucke drei Euro ergattert – eine kleine Eule. Zuhause war ich total wild darauf loszulegen und in dem Set war auch alles enthalten – Wolle, Nähnadel, Füllwatte und eine Häkelnadel – wohlgemerkt alles aus bester Qualität *hust die Häkelnadel war so biegsam wie ein Wattestäbchen und die Wolle war grottig hust* (entschuldigung, ich kränkel gerade etwas). Die darin enthaltene Anleitung war auf Englisch und sogar die Maschen waren erklärt (sogar mit Bildchen!). Meine Motivation hätte nicht größer sein können.
Nun .. nachdem ich nach einer halben Stunde üben sogar an simplen Luftmaschen gescheitert bin habe ich das blöde Set in die Ecke gepfeffert und über das Häkeln geschimpft und mich darüber aufgeregt, dass ich drei Euro verloren habe und 30 Minuten wertvolle Lebenszeit .. !

Am 18. April des Jahres 2015 überredete mich mein damaliger Partner dazu mit ihm in einem Dortmunder Park spazieren zu gehen – ich will ehrlich sein: Ich hatte so gar keine Lust und bin nur des lieben Frieden Willens mitgekommen und wer weiß? Vielleicht wird es ja doch ganz nett. PUSTEKUCHEN! ES WAR DOOF! Ich hatte Kopfschmerzen und der Proviant war doof (Ich hatte nämlich Leberwurstbrote und Nutellabrote in eine Tüte gepackt – Sakrileg!) und generell wollte ich einfach nur noch Heim. Weil wir aber schon ziemlich weit vom Eingang waren, beschlossen wir eine Pause zu machen – auf einem kleinen Hügel im Schatten. Dort begann der Tag richtig schön zu werden und ich konnte mich entspannen. Und wie verliebte, junge Paare das halt so machen, haben wir uns irgendwann angefangen etwas zu käbbeln -es war alles sehr witzig, bis wir aufgestanden sind und er mir versehentlich auf den Fuß getreten ist und ich das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte (weil wir eben auf einem Hügel waren..) und ich umgeknickt bin. Es gab ein lautes Knacken, noch lauteres Geschrei von mir und dann die Feststellung: Ich kann nicht aufstehen, nicht stehen, nicht gehen. Ganz toll.

Lange Rede, kurzer Sinn: aus dem romantischen Ausflug wurde eine Fahrt ins Krankenhaus. Diagnose: Bänder gerissen, Knöchel kaputt. Laufen auf Krücken: ok. Blöd nur, wenn man so mickrig ausgebildete Muskeln hat wie ich und kaum die Treppen in die DG-Wohnung hoch kommt. Mit anderen Worten: Rausgehen war eher eine Qual, ich deprimiert und so suchte ich mir ein neues Hobby, das ich zusammen mit meiner riesigen Schiene machen konnte.
Da fiel mir dieses Häkelset wieder ein und ich bekam Lust es wieder zu probieren – hat natürlich nicht geklappt, aber diesmal war der Ehrgeiz geweckt. Also habe ich die Familie mobilisiert und Person A um Nadeln gebeten und Person B zum Wollkauf geschickt und einfach mit YouTube Tutorials angefangen.

Zuerst habe ich die Grundmaschen geübt: Luftmaschen, Feste Maschen, Halbe Stäbchen, Stäbchen – nach einem ganzen Tag war ich froh, als ich eine Luftmaschenkette konnte und so einigermaßen feste Maschen hinbekommen habe; die waren natürlich grottig und ich wusste nicht wo rein und was genau und wie und überhaupt ging das alles vieeel zu schnell in den ganzen Videos.
Tag 2: Ich lerne halbe Stäbchen und weil mein der ehemalige Parnter mich belächelt weil ich es nicht hinkriege, verdonnere ich ihn dazu mitzumachen – das Lachen vergeht ihm sehr schnell und wir streiten uns wegen Halben Stäbchen (ja, ehrlich!). Denn ich mache was im Video gesagt wird und er behauptet es sei falsch, denn es sieht im Video anders aus. Scheint, dass ich eher der akkustische und nicht der visuelle Lerner bin..
Tag 3: Ich beherrsche nun einigermaßen die Grundlagen, aber als ich sie wiederhole, merke ich, dass ich die Hälfte wieder vergessen habe. Also schaue ich mir wieder die tollen Videos an.
Tag 4: Jetzt wird es aber Zeit für ein erstes Amigurumi – eigentlich hatte ich mir vorgenommen es bereits an Tag zwei perfekt vollendet zu haben. In meinem Kopf hat jedes Familienmitglied bereits ein Häkeltier bekommen, ich bin ein kleiner Star und verdiene mein Geld damit. Ist natürlich alles Quatsch – ich kann noch nicht mal Fadenringe. Als ich mich für mein erstes Projekt entscheide (mit Video-Anleitung) sagt die Youtuberin anfangs, dass man ja sieht wie so ein Fadenring geht. Hallo? Geht’s noch? Ich seh gar nichts! Also beginnt alles von vorne und ich suche nach Videos in denen erklärt wird wie so ein Fadenring geht – und niemand kann es mir erklären; ich verstehe es schlicht nicht. Schließlich – es ist schon spät – finde ich ein Video von einer süßen Omi mit slawischen Dialekt und ich lege sämtliche Hoffnung in sie.
Ist diese Frau diejenige, die mir endlich diesen unverständlichen Fadenring erklären kann? Ist sie es, die mir endlich die Kunst des Häkelns beibringt? Meine neue Göttin?
Nein, sie ist es nicht.Ich werde wütend und schmeiße meine Nadel hin. In anderern Momenten wäre ich aufgestanden und wäre gegangen – das geht aber nicht. Klumpfüsschen streikt.
Tag 5: Ich suche nach Amigurumis ohne Fadenring, mit Videoanleitung, für Anfänger, gratis. Ich werde nicht fündig. Ich versuche nochmal den Fadenring und es klappt! Natürlich nicht beim ersten Mal, aber ich bin so weit. Mein erstes Amigurumi kann beginnen.

Eine kleine Notiz am Rande: Diesen Blogbeitrag habe ich vor gut zwei Jahren geschrieben und ihn nun wieder gefunden. In meinem Leben hat sich so einiges getan in dieser Zeit und so habe ich einige Namen geändert, Verlinkungen gelöscht und so weiter.
Ich habe diesen Artikel gerade mit Faszination gelesen und es kommt mir so lebendig vor, ich weiß noch sehr gut wie es war all das zu lernen und es ist mir wichtig, eine kleine Botschaft zu hinterlassen. Deswegen:

Tag 1206: (ja, ich habe das tatsächlich nachgeschaut!) Ich sitze in meiner Wohnung, es ist ein lauer Samstag Abend und ich bin glücklich. Rechts von mir hängt mein Wollregal mit unendlich vielen Wollqualitäten – ich will mich nicht in den Himmel loben, aber ich hab ein bisschen Fachwissen drauf. In dem Regal sind viele, viele fertige Amigurumis; andere wurden verschenkt oder verkauft oder aufgeribbelt. Heute habe ich noch nicht gehäkelt, aber mein Kopf ist voller Ideen und voller Lust auf neue Häkelprojekte. Eigene Designs, fremde Designs – ich glaube, meine Lebenszeit wird nicht reichen um all das umzusetzen und zu kreieren, was so in meinem Kopf schwirrt.
Ich habe ein Hobby gefunden, was ich wirklich liebe. Eines, das mich erfüllt und mir das Gefühl gibt, ein Talent zu haben. Ich glaube, besagter 18.4.2016 war ein richtiger Glückstag – die Schmerzen haben sich gelohnt.
Das Häkeln hat mich an viele tolle Orte in Deutschland gebracht, es hat mir neue Freunde geschenkt und Selbstvertrauen.
Und falls du gerade etwas begonnen hast und es direkt hinschmeißen willst: gib den Dingen noch eine zweite Chance. Manchmal lohnt sich das sehr!

3 Kommentare zu „Wie der ganze Häkelwahnsinn begann

  1. Danke, für deinen Beitrag;-), ich habe in den letzten Wochen zum 11-und-dreißigsten mal versucht „schicke“ Bettschuhe zu stricken, 11-und-20 mal wieder aufgeribbelt und dazu auch unzählige Youtube Videos geschaut. Inzwischen habe ich den vorläufig letzten Versuch auf der Nadel, bei dem es eigentlich „nur noch um`s annähen der gehäkelten Sohle und des Oberteiles geht … . Mein Ziel …? … damit fertig werden bevor es kalt wird!:-)
    Liebe Grüße aus Erfurt/Thüringen
    Petra

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  2. Ich glaube ein kleiner Fehlerteufel ist unterwegs in zeile 9 war es das jahr 2016 und in zeile 40 das jahr 2015 und am ende wieder 2016 🙂

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  3. Hallo,
    danke für deinen ehrlichen Beitrag!
    Es ermutigt sehr zu lesen das andere auch straucheln und erst beim 10ten mal verstehen…🙈!
    Ich freue mich auf weitere Beiträge!

    Liebe Grüße Maria

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